Archiv der Kategorie: Projekt

Alkoholmarketing und Sponsoring in Deutschland (AlmaDe)

Projektteam: Jakob Manthey, Britta Jacobsen, Sinja Klinger, Jürgen Rehm

Laufzeit:  15.09.2022-14.01.2023

Gefördert vom Bundesgesundheitsministerium (BMG)

Zusammenfassung

Die Werbeausgaben für alkoholische Getränke sind in Deutschland zwischen 2015 and 2019 stetig angestiegen, obwohl die Weltgesundheitsorganisation seit längerem nachdrücklich empfiehlt, Alkoholmarketing einzuschränken. Angesichts weiterhin hoher Trinkmengen und der daraus entstehenden gesundheitlichen Probleme ist eine Überprüfung der Marketingpraxis hierzulande angezeigt.

Im vorliegenden Forschungsvorhaben sollen Handlungsempfehlungen für eine gesundheitspolitische, kohärente Strategie zur Regulierung von Alkoholmarketing und -sponsoring erarbeitet werden. Hierzu wird zunächst eine systematische Literaturrecherche in verschiedenen wissenschaftlichen Datenbanken durchgeführt, um die empirische Faktenlage zur Effektivität von regulierenden Maßnahmen zu erfassen und nach einheitlichem Maßstab zu bewerten. Zusätzlich werden Regierungsberichte anderer EU-Länder, sowie Berichte von NGOs gesichtet.

Auf Grundlage der identifizierten Literatur werden best-practice Beispiele identifiziert, welche erwiesenermaßen zu weniger Alkoholkonsum (in der Gesamtbevölkerung oder in einzelnen Bevölkerungssegmenten wie z.B. bei Jugendlichen) beigetragen haben. Die best-practice Beispiele werden in Form eines Policy Papers allgemeinverständlich aufbereitet.

Effekte einer Cannabislegalisierung (ECaLe)

Projektteam: Jakob Manthey, Britta Jacobsen, Jens Kalke, Moritz Rosenkranz, Uwe Verthein

Laufzeit:  1.1.2023-31.03.2023

Gefördert vom Bundesgesundheitsministerium (BMG)

Zusammenfassung

    Die Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken kann verschiedene Auswirkungen auf den Jugend- und Gesundheitsschutz, sowie auf die Entwicklung des illegalen Marktes haben. Eine vorläufige Zusammenstellung der Literatur deutet insgesamt auf keinen sprunghaften Anstieg der Konsumprävalenz infolge der Cannabislegalisierung in Nordamerika und Uruguay hin. Jedoch verweisen einzelne Studien auf einen Anstieg der Notaufnahmen für Vergiftungen und auf eine Zunahme von Verkehrsunfällen. Um die Auswirkungen der Cannabislegalisierung auf Jugend- und Gesundheitsschutz, sowie auf die Entwicklung des illegalen Marktes umfassend zu verstehen, muss berücksichtigt werden, wie die Legalisierung konkret ausgestaltet wurde (z. B. rechtliche Grenzen, Verfügbarkeit, Restriktionen für Werbung).

    In dem vorliegenden Forschungsprojekt soll der Wissensstand zu den Auswirkungen der Cannabislegalisierung zusammengefasst werden. Hierzu wird zum einen eine systematische Literaturrecherche durchgeführt. Zum anderen werden fünf Expert:innen aus Kanada, USA, Uruguay und der Schweiz konsultiert. Das Forschungsprojekt wird durch acht Forschungsfragen gegliedert, welche aufgrund empirischer Beobachtungen als auch theoretischer Überlegungen beantwortet werden.

    Ambulante Versorgung cannabisbezogener Störungen in Deutschland (AmCaSD)

    Projektteam: Jakob Manthey, Moritz Rosenkranz

    Laufzeit:  1.1.2023-31.12.2023

    Gefördert vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (www.zi.de)

    Fragestellungen:

    1. Ist in der kassenärztlichen Versorgung (niedergelassene Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen) ein Anstieg der Behandlungszahlen für cannabisbezogene Probleme zu beobachten?
    2. Warum sind die Behandlungszahlen für cannabisbezogene Probleme in der ambulanten Suchthilfe in Deutschland angestiegen?
    3. Wie hat sich die Versorgung von Personen mit cannabisbezogenen Problemen in der ambulanten Suchthilfe in den letzten Jahren verändert?
    4. Geht die Vermittlung von Personen mit cannabisbezogenen Problemen durch die kassenärztliche Versorgung in die ambulante Suchthilfe mit einem verbesserten Therapieerfolg einher?

    Die Fragestellungen werden mithilfe von Routinedaten verschiedener Datenhalter (u.a. Deutsche Suchthilfestatistik, Abrechnungsdaten aus der kassenärztlichen Versorgung, Basisdatendokumentation in der ambulanten Suchthilfe Hamburg) untersucht.

    Evaluation „Niedrigschwellige Cannabisprävention für Jugendliche in schwierigen sozialen Lagen“

    Projektteam: Christian Schütze, Veronika Möller, Dr. Jens Kalke, PD Dr. Uwe Verthein

    Laufzeit: 01.07.2021 – 31.12.2023

    Gefördert von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

    Der Einstieg in den Cannabiskonsum durch Minderjährige ist mit besonderen gesundheitlichen und sozialen Risiken verbunden. Deshalb liegt ein Augenmerk der Cannabisprävention darauf, Jugendliche frühzeitig zu erreichen, ihr Risikobewusstsein zu erhöhen und den Konsumbeginn hinauszuzögern oder ganz zu verhindern. Jugendliche in schwierigen sozialen Lagen stehen in der Diskussion, erhöhte Prävalenzen eines Cannabiskonsums aufzuweisen.

    Die Berliner Fachstelle für Suchtprävention hat das Präventionsprogramm „HöhenRausch“ entwickelt. Es besteht zum einen aus einem erlebnispädagogischen Kletterevent, das mit einem Cannabisparcours kombiniert wird und sich an Jugendliche richtet, die im Rahmen von Jugendhilfe bzw. Jugendarbeit betreut werden. Zum anderen werden die Mitarbeiter:innen von Jugendhilfeeinrichtungen bzw. aus der schulischen Sozialarbeit zur Durchführung solcher Kletterevents und der Verstetigung präventiver Arbeit ihrer Einrichtungen geschult (Multiplikator:innenschulungen). Schließlich werden auch die Eltern der integrierten Jugendlichen durch Informationsveranstaltungen einbezogen (Online-Elternabende).

    Die vom ISD durchgeführte und von der BZgA geförderte Evaluation begleitet und untersucht die Etablierung und Durchführung des Programms „HöhenRausch“ in Berlin, vergleicht es mit den von der Berliner Fachstelle für Suchtprävention im schulischen und Jugendhilfesetting durchgeführten Workshops „Durchblick 3D“, und analysiert die Programm-Dissemination in die Bundesländer Niedersachsen und Baden-Württemberg. Im Fokus der Evaluation stehen die Erreichung der Zielgruppen sowie die Beurteilungen und möglichen Wirkungen der Veranstaltungen.

    Im Einzelnen führt das ISD diese Evaluationsarbeiten durch:

    • quantitative Befragung der Teilnehmer:innen der erlebnispädagogischen Kletterevents in den drei Bundesländern,
    • qualitative Befragung der in den drei Bundesländern an den Kletterevents beteiligten Fachkräfte, Betreuer:innen und Klettertrainer:innen,
    • quantitative Befragung der Teilnehmer:innen der Multiplikator:innenschulungen in den drei Bundesländern,
    • quantitative Befragung der Teilnehmer:innen der schulischen Workshops in Berlin,
    • qualitative Befragung der Projektverantwortlichen in den drei Bundesländern,
    • Auswertung der Projektdokumentation.

    EVICANNAB – Wissenschaftliche Evidenz zur Akzeptanz und den Wirkungen von Maßnahmen und Elementen von Cannabis-Abgabemodellen: Eine systematische Literaturanalyse

    Projektteam: Dr. Jens Kalke, Dr. Jakob Manthey, Britta Jacobsen, Priv.-Doz. Dr. Uwe Verthein, Moritz Rosenkranz

    Laufzeit: 1.7. – 31.11.2022

    Gefördert von Bundesministerium für Gesundheit (BMG)

    Zusammenfassung

    Nach dem Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist eine kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in Deutschland geplant. Eine systematische Literaturanalyse soll eine empirische Hilfestellung sein, ein evidenzbasiertes Abgabemodell in Deutschland zu konzipieren.
    Die Literaturanalyse wird unter quantitativen und qualitativen Primärstudien durchgeführt, die in einer peer-reviewten wissenschaftlichen Fachzeitschrift veröffentlicht worden sind. Als Outcome-Variablen dienen Nutzungsraten (Reichweite), die Akzeptanz sowie Wissens-, Einstellungs- und Verhaltensänderungen (einschließlich Gesundheitsindikatoren) bei den jeweiligen Zielgruppen (z. B. Konsumierende, Verkaufspersonal). Die Recherche wird in internationalen Literaturdatenbanken erfolgen.

    Die beiden Forschungsfragen lauten dabei:

    1. Welche der verschiedenen Abgabemodalitäten wurden gut angenommen und haben gut funktioniert, welche weniger gut?
    2. Welche Effekte auf den Konsum, das Risikoverhalten und andere gesundheitliche Parameter zeigten sich dabei?

    Es werden Evaluationsstudien zu den verschiedenen Merkmalen und Modalitäten legaler Abgabemodelle aus den Ländern USA, Kanada und Uruguay in die Literaturanalyse eingeschlossen (z. B. Art der Abgabestelle, Altersgrenze, Produktangebot, Abgabe- und Besitzmengen, Warnhinweise, Personalschulungen, Konsumtipps).

    Aktuelle Ergebnisse

    Download –> Handlungsempfehlungen zur Legalisierung von Cannabis in Deutschland

    Glücksspielteilnahme und glücksspielbezogene Probleme in der Bevölkerung – Glücksspiel-Survey 2021

    Projektteam: Dr. Sven Buth, Dr. Jens Kalke, Prof. Dr. Gerhard Meyer (Universität Bremen)

    Laufzeit: 2021 bis 2026

    Gefördert von Deutscher Lotto- und Totoblock

    In Zusammenarbeit mit der Info GmbH (Berlin)

    Hintergrund und Fragestellung

    • Mit dem Glücksspielsurvey soll ein Beitrag geleistet werden, die epidemiologischen Erkenntnisse über die Glücksspielteilnahme und -probleme der bundesdeutschen Bevölkerung weiter zu verbessern. Auf der Grundlage solcher – in zweijährigen Abständen erhobenen Daten – können Maßnahmen des Spieler- und Jugendschutzes evaluiert und gegebenenfalls verbessert werden.
    • Bei dem Glücksspielsurvey 2021 handelt es sich um keine einfache Fortschreibung des bisherigen Monitoring der BZgA. Mit den Veränderungen bei der Erhebungsmethodik (kombinierte Telefon- und Online-Befragung) und den -instrumenten (DSM-5) ist vielmehr ein methodischer Neustart verbunden.

    Methodik

    • Die Datenerhebung erfolgte in Form eines Mixed-Mode-Design (CATI: Festnetz- und Mobiltelefonnutzer*innen & CAWI: Online-Access-Panelist*innen). Zwischen dem 03.08.2021 und dem 16.10.2021 sind insgesamt 12.303 Personen zwischen 16 und 70 Jahren befragt worden (CATI: 7.501; CAWI: 4.802). Die Gewichtung erfolgte nach soziodemografischen Merkmalen (Alter, Geschlecht, Schulabschluss) sowie der Erhebungsart (2/3 telefonisch; 1/3 online). Glücksspielbezogene Probleme der erwachsenen Bevölkerung (18-70 Jahre) wurden auf Basis des DSM-5 erhoben.
    • Neben Fragen zum Spielverhalten, zu glücksspielbezogenen Problemen, zur Bedeutung von Werbung für Glücksspiel und zu gesundheitsbezogenen und soziodemografischen Merkmalen beinhaltete der Fragebogen auch eine Itemliste, mit welcher die Kenntnis und Akzeptanz von insgesamt elf verschiedenen Maßnahmen des Jugend- und Spielerschutzes in der Bevölkerung erfasst wurden.

    Ergebnisse (Auswahl)

    • 29,7% der Bevölkerung haben in den letzten 12 Monaten mindestens ein Glücksspiel um Geld gespielt (Männer: 34,7%; Frauen: 24,5%). Jede fünfte Person nahm in den letzten 12 Monaten zumindest einmal am Zahlenlotto teil (19,3%; Eurojackpot: 10,7%). Insgesamt 6,8% spielten riskante Glücksspielformen (Automatenspiel, Kasinospiele, Sportwetten).
    • 2,3% der 18- bis 70-Jährigen sind – bezogen auf die zurückliegenden 12 Monate – von einer „Störung durch Glücksspielen“ (DSM-5) betroffen (leichte Störung 1,1%, mittelschwere Störung: 0,7% schwere Störung: 0,5%). Bei 5,7% der Befragten ist zudem von einem riskanten Spielverhalten (1-3 erfüllte DSM-5-Kriterien) auszugehen. Die höchsten Anteilswerte einer glücksspielbezogenen Störung finden sich unter den Spieler*innen an Geldspielautomaten (33,4%), gefolgt von Spieler*innen an Glücksspielautomaten in Spielbanken (31,5%) und den Live-Sportwetter*innen (29,7%). Deutlich geringer sind die zugehörigen Prävalenzwerte bei den klassischen Lotterien.
    • Die weit überwiegende Mehrzahl der befragten Personen fühlt sich über die Gefahren des Glückspielens (sehr) gut informiert (78,3%). Am bekanntesten ist in der Bevölkerung das Teilnahmeverbot für Minderjährige (85,3%). Aufklärungsmaßnahmen und Suchthinweise sind 75,5% bzw. 70,3% bekannt. Des Weiteren wurde die Akzeptanz des Spielerschutzes erhoben: Die höchste Zustimmungsrate findet sich beim Glücksspielverbot für Kinder und Jugendliche (86,3%). An zweiter Stelle folgt die Aufklärung über die Suchtgefahren des Glücksspiels (82,9%). Fast 70% der Befragten plädieren für eine Beschränkung der Werbung für Glücksspiele (68,6%).

    Diskussion

    • Die Ergebnisse des Glücksspielsurveys 2021 verweisen auf das unterschiedliche Gefährdungspotential der einzelnen Glücksspielformen. Bei der Gestaltung und Etablierung von Spieler- und Jugendschutzmaßnahmen sollte dies dahingehend Berücksichtigung finden, dass Präventionskonzepte für die riskanten Glücksspiele eher restriktiv gestaltet und verhältnispräventiv ausgerichtet werden. Ferner zeigen die Befragungsergebnisse, dass eine gute Kenntnis und Akzeptanz der verschiedenen Maßnahmen des Jugend- und Spielerschutzes in der Bevölkerung vorhanden ist.

    Den Bericht können Sie hier herunterladen.

    Auswirkungen der Schließung von terrestrischen Glücksspielangeboten aufgrund eines pandemiebedingten Lockdowns auf das Glücksspielverhalten

    Projektteam: Dr. Sven Buth, Christian Schütze, Dr. Jens Kalke

    Laufzeit: 01.11.2020 bis 31.01.2021

    Gefördert von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

    Hintergrund und Fragestellung

    • Es gibt in der Fachöffentlichkeit die verbreitete These, dass Beschränkungen bei terrestrischen Glücksspielen zu einem Ausweichen der Glücksspieler*innen auf die Onlineangebote führen. Ob und in welchem Maße dieses jedoch zutrifft, ist bisher weder national noch international auf Basis belastbarer Daten systematisch untersucht worden.
    • Die COVID-19-bedingten Lockdowns mit den verfügten Schließungen gewerblicher Spielhallen, Spielbanken, Wettbüros und einem Teil der Lotto-Annahmestellen zwischen März und Mai sowie ab November 2020 ermöglichten die Durchführung eines Forschungsprojektes mit einem quasi-experimentellen Untersuchungsdesign, in welchem die Auswirkungen der deutlichen Beschränkungen des gesamten terrestrischen Glücksspielangebotes erstmals für Deutschland empirisch untersucht werden konnten.
    • Die vorliegende Untersuchung geht den folgenden Forschungsfragen nach:
      1. Wie veränderte sich das Glücksspielverhalten der an terrestrischen Glücksspielen teilnehmenden Personen nach der Schließung der Spielstätten?
      2. Führten stark eingeschränkte Möglichkeiten der Freizeitgestaltung dazu, dass Menschen, die bisher keine Affinität zum Glücksspiel aufwiesen, damit begannen, an Online-Glücksspielen teilzunehmen?
      3. Welche psychischen, sozialen und/oder finanziellen Probleme ergaben sich aus den pandemiebedingten Lockdowns im Allgemeinen und der Schließung der terrestrischen Glücksspielangebote im Besonderen?
      4. Welche begleitenden Spielerschutzmaßnahmen wären während der Lockdownphasen sinnvoll gewesen, um mögliche negative Folgen eines intensivierten Onlinespielverhaltens zu minimieren?

    Methodik

    • Die formulierten Forschungsfragen sollten auf Grundlage quantitativer Daten untersucht werden. Zu diesem Zweck wurde eine Online-Befragung (Pay-Pack-Panel) durchgeführt. Um nicht nur Aussagen zu den Glücksspieler*innen im Allgemeinen, sondern auch zu den Nutzer*innen der unterschiedlichen Glücksspielformen treffen zu können, bedurfte es einer Stichprobe, welche eine hinreichend große Fallzahl pro Spieler*innengruppe enthält. Zudem sollte in der Untersuchung auch nach dem Setting der Spielteilnahme unterschieden werden (überwiegend online, überwiegend stationär, online & stationär). Mit Blick auf die für Deutschland fünf bedeutsamsten Glücksspielarten – Lotterien, Rubbellose, Kasinospiele, Automatenspiele und Sportwetten – ergaben sich somit 15 Spielergruppen.
    • Der Onlinefragebogen wurde unter Anwendung der Umfragesoftware Lime Survey programmiert, welcher mittels eines Links im Web-Browser oder auch auf Tablets oder Smartphones aufgerufen und beantwortet werden konnte. Die Befragung startete am 2. Dezember 2020 und endete am 18. Januar 2021.
    • Die Inhalte des Fragebogens orientierten sich an den einleitend formulierten Forschungsfragen. Ein besonderer Fokus lag hierbei auf der Differenzierung nach den verschiedenen Pandemiephasen:
      • Phase 1: Zeit unmittelbar vor dem ersten Lockdown (Januar & Februar 2020),
      • Phase 2: Zeit während des ersten Lockdowns (März-Mai 2020),
      • Phase 3: Zeit nach dem ersten Lockdown (Juni-Oktober 2020),
      • Phase 4: Zeit während des zweiten Lockdowns (ab November 2020).

    Ergebnisse

    • Die Analysen zeigen, dass kurzfristige Schließungen von terrestrischen Spielstätten von einem Teil der Glücksspielenden als Anlass genommen werden, mit dem Glücksspiel – zumindest für einen mittelfristigen Zeitraum – aufzuhören. Die größten Anteile von Beender*innen – gemeint sind hiermit Spieler*innen, welche eine vor dem ersten Lockdown gespielte Spielform nach Beendigung des Lockdowns nicht weiterspielen – finden sich beim rein stationären Kasino- und Automatenspiel (68% bzw. 45%).
    • Auch ist während und durch die beiden Lockdownphasen ein Ausweichen aus den stationären Angeboten auf die weiterhin verfügbaren Online-Glücksspiele nicht erkennbar. Selbst ein Teil der ausschließlich online spielenden Glücksspieler*innen stellt das Online-Glücksspiel – der jeweils betrachteten Spielform – ein. Das gilt für alle fünf der hier einbezogenen Glücksspielformen; überdurchschnittlich häufig ist ein solches Verhalten bei Frauen und jüngeren Personen zu beobachten. Die größten Anteile von diesen Beender*innen beim reinen Online-Setting finden sich auch hier beim Kasino- und Automatenspiel (47% bzw. 43%).
    • Die vorliegende Untersuchung weist unabhängig von den Lockdownphasen darauf hin, dass Personen, die sowohl online als auch terrestrisch spielen, von Spielproblemen in besonderem Maße betroffen sind; dies gilt für alle betrachteten Glücksspielarten.
    • Glücksspiel-Werbung hat drei von zehn der Beginner*innen dazu animiert, mit dem Spielen anzufangen. Eine ähnliche Wirkung zeigt sie bei den aktiven Spieler*innen. Vier von zehn der Befragten, die von einer Steigerung der Spielteilnahme während des ersten Lockdowns berichten, führen diese – neben anderen Gründen – auf die Wahrnehmung von glücksspielbezogener Werbung zurück.

    Schlussfolgerungen für Prävention und Hilfe

    • Die Ergebnisse dieser Studie geben empirische Hinweise auf die zu erwartenden Auswirkungen verhältnispräventiver Eingriffe im Glücksspielwesen. Die Schließungen während der beiden Lockdowns hatten offensichtlich für einen Teil der Spielerschaft positive Wirkungen auf das Spielverhalten. Es stellt sich deshalb die grundsätzliche Frage, ob kurze, zeitlich befristete Schließungen von terrestrischen Spielstätten geeignete Maßnahmen wären, um Glücksspielenden die Möglichkeit zu erleichtern, über ihr unkontrolliertes Spielverhalten nachzudenken oder das Spielen gänzlich zu beenden.
    • Dabei wäre ein zahlenmäßig nennenswertes Ausweichen auf die bestehenden Glücksspielangebote im Internet durch eine solche „Angebotspause“ nach den Ergebnissen dieser Studie nicht zu erwarten. Suchtprävention und -hilfe im Glücksspielbereich müssten im Falle der Realisierung einer solchen Maßnahme so konzipiert sein, dass sie mit geeigneten Maßnahmen potenzielle Aussteiger*innen unterstützen könnten.
    • Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass die Untersuchung ebenfalls belegt, dass Personen mit einem kombinierten Glücksspielverhalten (online und terrestrisch) von Spielproblemen in besonderem Maße betroffen sind. Sie sollten deshalb zukünftig stärker in den Fokus von Forschung, Prävention und Hilfe genommen werden.
    • Letztendlich weist die Untersuchung auch darauf hin, welchen bedeutsamen Einfluss die Werbung auf die Initiierung bzw. Steigerung eines Glücksspielverhaltens hat. Daraus lässt sich die Empfehlung ableiten, glücksspielbezogene Werbung in inhaltlicher, zeitlicher und räumlicher Hinsicht strengeren Restriktionen zu unterwerfen.

    Den Bericht können Sie hier herunterladen.

    Eine Veröffentlichung zu Teilergebnissen können Sie hier herunterladen.

    Riskanter Alkoholkonsum als Risikofaktor für Demenzerkrankungen (DALKO)

    Projektteam: Dr. Jakob Manthey, Dr. Jens Kalke, Carolin Kilian (TU Dresden)

    Laufzeit: 01.09.2021 bis 30.04.2022

    Gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit

    Mehr als 1% der deutschen Bevölkerung ist an Demenz erkrankt und im Jahr 2016 waren etwa 78.000 Todesfälle auf diese Erkrankung zurückzuführen. Angesichts einer alternden Bevölkerung sind veränderliche Risikofaktoren, wie Tabak und Alkoholkonsum zentral, um einen weiteren Anstieg der Krankheitslast von Demenzerkrankungen zu vermeiden. Die Studienlage deutet insgesamt auf einen kausalen Zusammenhang von hoch riskantem Alkoholkonsum und Demenzerkrankungen hin. Größere Unsicherheiten bestehen allerdings darin, inwieweit geringe Trinkmengen das Erkrankungsrisiko senken und ob Unterschiede im Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und verschiedenen Formen der Demenzerkrankungen bestehen. In Deutschland ist Alkoholkonsum hochprävalent und verantwortlich für mehrere zehntausend Todesfälle pro Jahr. Allerdings wurde bislang noch nicht geschätzt, wie viele der demenzbedingten Todesfälle auf Alkoholkonsum zurückzuführen sind.

    In dem vorliegenden Forschungsvorhaben soll erstens die Literatur hinsichtlich des Zusammenhangs von Alkoholkonsum und Demenzerkrankungen zusammengefasst werden. Hierzu werden die Risiken unterschiedlicher Trinkmengen und -muster analysiert, Unterschiede zwischen verschiedenen Formen von Demenzerkrankungen berücksichtigt und auf Grundlage der identifizierten Risiken der Anteil alkoholbedingter Krankheitsfälle geschätzt. Zweitens werden Programme zur Stärkung der Gesundheitskompetenz in Bezug auf Risikofaktoren von Demenz identifiziert. Hierzu wird eine Literaturrecherche mit einer zweistufigen Befragung von Expert*innen kombiniert.

    Untersuchung zum Zufallscharakter und der Risikopotentiale von Sportwetten

    Projektteam: Dr. Jens Kalke (ISD), Moritz Rosenkranz (ISD), Dr. Tobias Hayer (Uni Bremen)

    In Kooperation mit: Universität Bremen, Arbeitseinheit Glücksspielforschung

    Laufzeit: 01.10.2019 bis 31.08.2020

    Gefördert von Stabsstelle Spielerschutz des Bundesministeriums für Finanzen Österreich

    Österreich ist das einzige Land in der EU, in dem Sportwetten als Geschicklichkeits- und nicht als Glücksspiele gelten. Über die Frage, ob diese (rechtliche) Einordung überhaupt dem realen Charakter von Sportwetten entspricht, gibt es seit Langem eine Diskussion in der österreichischen Fachöffentlichkeit. Vor diesem Hintergrund wurde das ISD beauftragt, eine Untersuchung zum Zufallscharakter und den Risikopotentialen von Sportwetten durchzuführen. Mit dieser Arbeit sollte der aktuelle Forschungsstand zum genannten Themenbereich zusammengetragen werden.

    Der Werkauftrag setzte sich dabei aus vier einzelnen Leistungen zusammen:

    1. zusammenfassender Überblick zu den Typen von Sportwetten in der EU inklusive ihrer rechtlichen Definition;
    2. internationale Literaturanalyse zu den Risiken von Sportwetten (narrativer Review als Artikel);
    3. internationale Literaturanalyse zu der Fragestellung „Sportwetten: Geschicklichkeit oder Zufall?“ (systematischer Review als Artikel);
    4. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der einzelnen Untersuchung (1. bis 3.) inklusive Schlussfolgerungen für Politik und Praxis.

    Die beiden Literaturanalysen (2. & 3.) wurden im Heft 1/2021 in der Suchttherapie veröffentlicht:

    • Hayer T, Kalke J. Sportwetten: Spielanreize und Risikopotenziale. Suchttherapie 2021; 22 (1): 11-18.
    • Kalke J, Schmidt CS, Hayer T. Sportwetten: Expertise oder Glück? Ein systematischer Review über Tippstudien. Suchttherapie 2021; 22 (1): 27-36.

    Die Zusammenfassung (4.) können Sie hier herunterladen.

    Auswirkungen von Covid-19 auf die Suchtprävention in Deutschland – Chancen und Risiken einer stärkeren Digitalisierung

    Projektteam: Hermann Schlömer, Veronika Möller, Britta Jacobsen, Dr. Philipp Hiller, Sabine Meiboom

    In Kooperation mit: der Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH, der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS), der Fach- und Koordinierungsstelle Suchtprävention Sachsen, Bereich suchtmittelspezifische Suchtprävention sowie dem Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen in Schleswig‐Holstein (IQSH)

    Laufzeit: 15.02.-15.12.2021

    Gefördert von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

    Angesichts der sich ausbreitenden Corona-Infektionen in Deutschland seit März 2020 wurden Schulen, Berufsschulen und Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit und damit die wichtigsten Settings auch für suchtpräventive Maßnahmen im Kindes-, Jugend- und frühem Erwachsenenalter in den meisten Bundesländern phasenweise geschlossen. Das beinhaltete zugleich einen weitgehenden Verzicht auf Präsenz-  zugunsten von Online-Unterricht und einen Ausfall von Angeboten der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Abgesehen davon gab es in den Schulen auch für bestimmte Klassen phasenweise Präsenz- oder im Wechsel Präsenz- und digitalen Unterricht (Home Schooling). Durch das neue Infektionsschutzgesetz vom 21. April 2021 sind die Vorgaben bzw. Richtlinien für die Schulschließung vereinheitlicht und verschärft worden. Es ist anzunehmen, dass unter diesen Bedingungen für sogenannte „weiche“ Themen wie Suchtprävention, ohne feste Verankerung im Schulcurriculum oder in einem Unterrichtsfach, noch weniger Platz ist als zuvor. Selbiges gilt für die, wegen der Corona-Schutzmaßnahmen erschwerte, offene Kinder- und Jugendarbeit sowie etwas eingeschränkter auch für Kindertagesstätten. Angesichts des erschwerten Zugangs zu kulturellen und sportlichen Angeboten, weniger Möglichkeiten für Feiern, Treffen im öffentlichen Raum und sozialen Aktivitäten, der Konzentration des Lebens von Kindern und Jugendlichen auf das häuslich familiäre Umfeld sowie der auch durch schulische Anforderungen stärkeren Nutzung digitaler und sozialer Medien ist weiterhin zu erwarten, dass Onlinespiele und -wetten mehr genutzt werden.  Entsprechend medialen und auch ersten empirischen Hinweisen ist weiterhin zu vermuten, dass vor allem der Alkoholkonsum bei Erwachsenen im privaten und öffentlichen Raum in den letzten Monaten angestiegen ist. Dadurch besteht ggf. eine höhere Bedeutung elterlicher Rollenmodelle und schützender Einflussnahme in Bezug auf den Alkoholkonsum ihrer Kinder wie auch eine veränderte Sicht auf Alkoholverfügbarkeiten im häuslichen Umfeld.

    Ziel dieses Projektes ist es daher unter anderem, Möglichkeiten und Barrieren der suchtpräventiven Praxis in der Corona-Pandemie für suchtpräventive Fachkräfte und Multiplikator:innen in den Settings Familie, Schule und offene Kinder- und Jugendarbeit sowie Erfahrungen mit digitalen suchtpräventiven Projekten aber auch Erfahrungen mit Fortbildungsangeboten zur Digitalisierung der Suchtprävention und mögliche Veränderungen des suchtmittelbezogenen Gebrauchs zu erheben und zu analysieren.

    Das Forschungsprojekt besteht aus vier empirischen Modulen:

    • Strukturierte Fokusgruppengespräche mit Jugendlichen
    • Strukturierte Fokusgruppengespräche mit Eltern
    • Leitfadengestützte Telefoninterviews mit Multiplikator:innen der Suchtprävention
    • Quantitative Online-Befragung von Multiplikator:innen der Suchtprävention

    Im Anschluss sollen die Ergebnisse aus den Befragungen in zwei Fokusgruppen mit den 16 Landeskoordinator:innen diskutiert und gemeinsam Empfehlungen für die suchtpräventive Praxis erstellt werden

    Den Abschlussbericht inkl. Empfehlungen für die Praxis können Sie hier herunterladen.