Spielsuchtprävention beim Glücksspielverkauf

Projektteam: Christian Schütze, Dr. Philipp Hiller, Veronika Möller, Harald Lahusen, Elke Rühling, Dr. Jens Kalke, Dr. Sven Buth, Moritz Rosenkranz

Laufzeit: seit 2006

Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zum monopolisierten Sportwettenvertrieb im Jahr 2006 begannen die Glücksspielanbieter verstärkt mit der Umsetzung spielsuchtpräventiver Maßnahmen und der Evaluation dieser. Insbesondere die Verabschiedung des ersten Glücksspielstaatsvertrages (GlüStV 2008) zwischen den Bundesländern etablierte zahlreiche gesetzliche Anforderungen an das spieler- und jugendschützende Handeln beim legalen Glücksspielvertrieb. Diese wurden konkretisiert durch die jeweiligen Ausführungsgesetze der Länder und fortgeschrieben bzw. modifiziert durch die Überarbeitungen des GlüStV (2012 und 2021).

Das ISD war und ist seitdem für verschiedene legale, d. h. staatlich lizenzierte Glücksspielanbieter im Rahmen ihrer Sozialkonzepte tätig (insbesondere Landeslotteriegesellschaften, einige Spielbanken).

Die unterschiedlichen Projekttätigkeiten erstreck(t)en sich über die Durchführung verschiedenster Maßnahmen. Dies waren (und sind) insbesondere Schulungen zu den spielerschützenden, suchtpräventiven Maßnahmen für verschiedene Zielgruppen:

  • das Verkaufspersonal der Lotto-Annahmestellen,
  • das Geschäftsstellenpersonal,
  • die vertriebsinternen Multiplikatoren und Multiplikatorinnen (Gebietszuständige, Schulungspersonal).
  • Die Entwicklung und Erstellung von Materialien (Präsenz- und Online-Schulungen) begleitet(e) die Schulungen.

Die Durchführung von Schulungsmaßnahmen berücksichtigt die je spezifische Vertriebssituation, fußt auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und setzt mindestens die gesetzlichen Anforderungen zu Schulungsinhalten und zur Handlungsbefähigung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer um (Glücksspielstaatsvertrag, Ausführungsgesetze).

Darüber hinaus evaluiert(e) das ISD einzelne Spielerschutzmaßnahmen, aber auch vollständige Sozialkonzepte bzw. Bereiche von diesen. Hierbei handelt(e) es sich um:

  • die Evaluation der Personalschulungen der Glücksspielanbieter,
  • die Befragung des (Verkaufs-) Personals,
  • die Befragung des Geschäftsstellen- bzw. Vertriebspersonals,
  • die multimodale Evaluation eines gesamten Sozialkonzeptes,
  • die multimodale Evaluation von Teilen einzelner Sozialkonzepte,
  • die Evaluation von Internetsozialkonzepten.

Die Evaluation einzelner Maßnahmen oder ganzer Sozialkonzepte bzw. ihrer Teilbereiche wird getragen von

  • qualitativem Vorgehen (z. B. Interviews, begleitende Beobachtung),
  • quantitativen Methoden (z. B. standardisierte Interviews von Personal und/oder Kunden, Auswertung von Echtspieldaten) und
  • auch Dokumentenanalysen.

Evaluationsarbeiten des ISD halten Standards guter wissenschaftlicher Arbeit ein, berücksichtigen die gesetzlichen und Rahmenbedingungen des Auftraggebers und beachten die Rechte der von der Evaluation umfassten Personen.
Mitglieder der Projektgruppe waren an der Entwicklung eines umfassenden Sozialkonzeptes einer Landeslotteriegesellschaft beteiligt.

Schulungs- und Evaluationstätigkeiten sind personell getrennt.

Thematisch zugehörige Veröffentlichungen:

  • Hayer T., Kalke J. (2022). Effekte von Maßnahmen des Spielerschutzes beim Online-Glücksspiel – Ein systematischer Review. SUCHT. Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis, 68 (3): 169-188.
  • Kalke J., Schmidt CS., Hayer T. (2021). Sportwetten: Expertise oder Glück? Ein systematischer Review über Tippstudien. Suchttherapie, 22: 27-36.
  • Hayer T., Kalke J. (2021). Sportwetten: Spielanreize und Risikopotenziale. Suchttherapie, 22: 11-18.
  • Meyer G., Kalke J., Hayer T. (2020). Auswirkungen einer Reduktion der Verfügbarkeit von Glücksspielen auf die Prävalenz der Spielteilnahme und glücksspielbezogener Störungen: Ein systematischer Review. Beiträge zum Glücksspielwesen, 3: 10-19.
  • Kalke J., Hayer T. (2019). Expertise zur Wirksamkeit von Maßnahmen des Spieler- und Jugendschutzes: Ein systematischer Review. In: Becker T. (Hrsg.) Schriftenreihe zur Glücksspielforschung (Band 21). Berlin: Peter Lang.
  • Kalke J., Schütze C. (2018). Evaluation des Sozialkonzeptes einer Lotteriegesellschaft: Methodik und ausgewählte Ergebnisse. Zeitschrift für Wett- und Glücksspielrecht, 13 (2): 105-108.
  • Buth S., Kalke J. (2016). Lotterie-Sparen – Ergebnisse der Evaluation eines Internetsozialkonzeptes. Zeitschrift für Wett- und Glücksspielrecht, 11 (5): 322-327.
  • Kalke J. & Buth S. (2015). Internetsozialkonzepte der Lotteriegesellschaften. Ergebnisse erster Evaluationen. Zeitschrift für Wett- und Glücksspielrecht, 10 (3/4): 202-206.
  • Kalke J., Verthein U., Buth S. & Hiller P. (2011). Glücksspielsucht-Prävention bei den staatlichen Lotterien: Evaluation der Schulungen des Annahmestellenpersonals. Suchttherapie, 12 (4): 178-185.