Cannabiskonsum von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Berlin: Ergebnisse einer Bevölkerungsumfrage

Projektteam: Dr. Jens Kalke, Moritz Rosenkranz

Laufzeit:  01.09.2022 bis 31.12.2022

In Kooperation mit Info GmbH (Berlin), Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH

Gefördert durch die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung Berlin

Zusammenfassung

  • Mit der vorliegenden Befragung sollten empirische Daten über den Konsum psychoaktiver Substanzen von Berliner Jugendlichen und jungen Erwachsenen (16 bis 27 Jahre) gewonnen werden. Dabei stand der Cannabiskonsum im Vordergrund.
  • Die Befragung verfolgte das Ziel, auf einer aktuellen empirischen Grundlage angemessene präventive Maßnahmen für die Übergangsphase zwischen Verbot und kontrollierter Abgabe von Cannabis zu entwickeln und durchzuführen.
  • Für die Durchführung der Befragung wurde das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Info GmbH aus Berlin beauftragt.
  • Es wurde ein Methodenmix eingesetzt, der eine telefonische Befragung, eine Online-Befragung sowie eine Passanten-Befragung umfasste. Die Befragung hat zwischen dem 24.09.2022 und 29.10.2022 stattgefunden.
  • Die Auswertungen basieren auf 2.410 Datensätzen. Ihre Gewichtung erfolgte anhand der Merkmale Alter, Geschlecht, Schulabschluss und ehemaliger Berliner Stadtbezirk.
  • 44% der Jugendlichen/jungen Erwachsenen haben schon mindestens einmal in ihrem Leben Cannabisprodukte (z. B. Gras, Haschisch) konsumiert. Fast 30% gaben für die vergangenen 12 Monate Cannabiskonsum an und 15,8% Konsum für die letzten 30 Tage.
  • Während der Corona-Pandemie hatte sich bei knapp einem Drittel der Konsumierenden der Cannabisgebrauch nicht verändert (31,7%). Bei fast 40% war er dagegen angestiegen (38,8%), bei knapp 20% hatte er sich verringert und jede zehnte Person stellte den Konsum ganz ein (9,8%).
  • 45,4% der im letzten Jahr Cannabiskonsumierenden könnten potentiell (laut Screening-Instrument CAST) von einer Cannabiskonsumstörung betroffen sein.
  • Nur knapp zwei Drittel der Befragten gaben THC richtigerweise als die Substanz an, die die berauschende Wirkung auslöst. Zudem waren 18,6% der (falschen) Ansicht, dass die Konsumrisiken für Erwachsene und Jugendliche vergleichbar seien.
  • Nur 40% der Befragten wussten, dass – sofern kein Rezept vorliegt – jeglicher Besitz sowie grundsätzlich die Weitergabe von Cannabis strafrechtlich verboten sind.
  • Einer weitgehenden Liberalisierung (und Kommerzialisierung) im Sinne einer rechtlichen Gleichstellung mit Alkohol stimmten 57,0% der Befragten zu (mehrere Angaben möglich). Ein ähnlich hoher Anteil (55,1%) sprach sich für ein restriktiveres legales Modell (kontrollierte Abgabe an Erwachsene in Fachgeschäften, keine Werbung) aus; 46% wünschten sich eine Entkriminalisierung (Cannabisbesitz nur noch Ordnungswidrigkeit und nicht mehr Straftat).
  • Die Befragung zeigt auch, dass während der Corona-Pandemie die höchsten Belastungen im privaten Bereich auftraten, gefolgt von schulischen bzw. arbeitsbezogenen Bereichen. Vergleichsweise am geringsten wurde die körperliche Gesundheit der Befragten durch die Pandemie beeinträchtigt. Anzumerken ist, dass minderjährige Personen in fast allen Bereichen stärker belastet waren als volljährige. Zudem haben diejenigen Personen, die während der Pandemie ihren Cannabiskonsum erhöht hatten, im Vergleich zu den anderen Befragten die höchsten Belastungen angegeben.
  • Aus den zentralen empirischen Befunden der Befragung können folgende Empfehlungen abgeleitet werden: 1.) Es sollte das Wissen zum Thema Cannabis (z. B. Risiken und rechtliche Bestimmungen) durch geeignete Aufklärungsmaßnahmen verbessert werden (universelle Cannabisprävention). 2.) Es sollten spezifische Projekte zur Vermeidung riskanter Konsumformen/-muster initiiert werden (selektive und indizierte Cannabisprävention).

Den Bericht können Sie hier herunterladen.